Das Blöde an der Realität…

Das Blöde an der Realität…

18. Dezember 2020 2 Von anna

Ich bin eine Träumerin. Schon immer. Ich rede mir auch liebend gern alles Schön. Und ich sehe immer etwas Positives, auch wenn es für andere gar nicht mehr so sein kann.

Das ist vielleicht eine Gabe. Vielleicht aber auch ein Fluch.

Auf jeden Fall liebe ich es Geschichten zu schreiben. Mich in ihnen zu verlieren. Meiner Fantasie freien Lauf zu lassen und die Geschehnisse so passieren zu lassen, wie ich sie haben möchte.

Ich bestimme, wie es läuft. Ich bestimme, was jemand sagt, tut und denkt.

Und genau da ist unsere Macht als Autor. Wir können die Welt so werden lassen, wie sie sein sollte. Wir können es schaffen, dass sich jemand gruselt. Wir können verzaubern, verlieben, hassen, ekeln. Einfach alles ist möglich. Es gibt keine Grenzen.

Ich freue mich daran, wenn es mir gelingt, jemanden mit meiner Geschichte zum Träumen anzuregen. Ihn von seinem Alltag abzulenken und in eine andere Welt zu entführen. Und, wenn es nur für ein paar Minuten ist.

Wenn es mir gelingt, jemanden mit meiner Fantasie anzustecken, habe ich eine gute Geschichte geschrieben.

Und wir brauchen Geschichten mehr denn je. Wir brauchen Träume und Fantasien, in die wir uns zurückziehen können, wenn nichts mehr geht oder einfach alles zu viel wird. Wenn es rings um uns herum dunkel, traurig und blöd wird.

Denn das Blöde mit der Realität ist, dass sie eben oft rein gar nichts mit unseren Träumen und Wünschen zu tun hat.

Ein Beispiel:

Eine Geschichte

Unsicher saß sie auf einer Bank im Park und wartete auf ihn. Er wollte pünktlich sein, war es aber nicht. Sollte sie gehen? Bleiben? Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Plötzlich berührte jemand zärtlich ihre Schulter.

„Es tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen“, sagte er und lächelte sie liebevoll an.

„Kein Problem. Ich bin auch gerade erst gekommen“, sagte sie.

„Ich wollte dir unbedingt deinen Lieblingskaffee mitbringen“, sagte er und reichte ihr den Togo-Becher.

„Wow, das ist lieb von dir“, freute sie sich.

„Wollen wir ein wenig spazieren gehen?“, fragte er und sah ihr verführerisch in die Augen. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen.“

Sie lächelte verlegen und nickte ihm zu. Arm in Arm gingen sie davon.

Eine mögliche Realität

Unsicher saß sie auf der Parkbank und wartete auf ihn. Er wollte pünktlich sein, war es aber wie immer nicht. Verärgert überlegte sie zu gehen, da klopfte jemand unsanft auf ihre Schulter.

„Na, du bist aber früh dran“, sagte er.

„Eigentlich nicht, du bist zu spät“, antwortete sie etwas säuerlich und brabbelte ein „wie immer“ in ihren Schal.

„Fängst du schon wieder an? Ich kann auch nichts dafür, wenn du unbedingt einen Kaffee willst und da so eine lange Schlange ist“, erwiderte er sichtlich verärgert.

„Natürlich. Alles wieder meine Schuld.“

„Ach weißt du was, vergiss es. Ich wollte dir noch was zeigen, aber du bist mir zu zickig“, sagte er und drehte sich weg.

„Dann geh doch einfach. Interessiert mich eh nicht“, sagte sie.

Er ging. Sie begann zu weinen.

Natürlich ist es nur eine Möglichkeit der Realität und nur eine Variante der Geschichte, aber was ich sagen will ist: Das blöde mit der Realität ist, wenn sie eintritt ruiniert sie meist die Fantasie.

Du erträumst dir das erste Date, das nächste Treffen, die neue Nachricht. Aber was dann tatsächlich geschieht, hat nur noch wenig damit zu tun, was du dir eigentlich vorgestellt hast. Oder?

Als Autor bestimme ich alles. Aber als Frau im echten Leben habe ich die Reaktionen der anderen Protagonisten nicht in der Hand.

Deshalb fliehe ich so gern in meine Träume und Fantasien. Und schreibe für euch meine Erlebnisse so auf, wie sie für mich sein sollten. Mal verliebt, mal traurig, mal sexy, mal wütend… Ich liebe diese Vielfalt. 😊

Erhaltet euch eure Träume, sie können manchmal sogar helfen, den Alltag zu bewältigen.

Eure Anna

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