
Quelle der Kraft
Ich habe eine Weile überlegt, ob ich wirklich solch einen privaten und intimen Beitrag für meinen Blog schreiben und veröffentlichen möchte wie den folgenden Text. Bisher war ich mir nicht ganz sicher, aber ich habe das Gefühl ich sollte mutig sein. Wenn es nur ein oder zwei Frauen anspricht und hilft, dann war es das wert.
„Ich selbst bin der Mittelpunkt meines Lebens.“
„Meine Gefühle sind wichtig.“
„Mein Körper verdient Aufmerksamkeit.“
Das stimmt alles. Das wissen wir. Und doch fällt es so oft so schwer im Alltag selbst im Fokus zu stehen. Im Einklang mit sich selbst zu sein.
Erst als ich vor sieben Jahren Mutter geworden bin, wurde mir so richtig bewusst, wie wichtig es ist, sich immer wieder selbst zu betrachten und zu fragen: Was will ich?
Als ich dann mit Wunschkind Nummer zwei schwanger war und der Bauch zu dick für mein geliebtes Zumba Training wurde, kam ich zum Yoga. Tatsächlich gab es Yoga für Schwangere in meiner Stadt. Von Freundinnen hatte ich schon oft von diesem Sport gehört, aber nie wirklich die Motivation ihn auszuüben. Ich dachte – wie wahrscheinlich viele – da muss ich mich total verknoten und wahnsinnig gelenkig sein. Doch wollte ich eben auch mit Murmel weiter einen Sport machen, um fit für die Geburt zu sein.
Bei meiner ersten Niederkunft reichte meine Kraft nicht aus, um meinen Sohn ohne Hilfe auf die Welt zu bringen. Es kam zu einer dieser seltenen Zangengeburten, die zwar gut gemacht war und auch gut ausging, aber eben doch zu einer heftigen Verletzung bei mir führte. Einen Augenblick durfte ich den kleinen Mann halten, der zum Glück alles unbeschadet überstanden hatte, dann kam ich in Vollnarkose für die Wundversorgung. Natürlich hatte ich im Vorfeld ganz andere Vorstellungen und Hoffnungen wie die Geburt verlaufen sollte. Ich meine, ich war auch etwas enttäuscht von mir selbst, dass ich es nicht geschafft hatte. Aber eben dieses Erlebnis öffnete mich auch für einen Versuch Yoga, als Schwangere zu versuchen. Da ich regelmäßig Sport gemacht hatte, hielt ich mich für sportlich genug. Und mal ehrlich, welche Verrenkungen können sie einer Frau mit Acht-Monats-Murmel schon zumuten – dachte ich.
Ungefähr zehn Wochen vor dem Entbindungstermin fing ich an. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich fühlte mich bereits nach der ersten Stunde total wohl. Allein diese 90 Minuten in der Woche für mich zu haben. Meinen Körper ganz anders wahrzunehmen. Zu lernen, welche Muskelgruppen ich für die Geburt eigentlich wirklich brauche und diese systematisch zu kräftigen. Die Dehnungen für den beanspruchten Rücken. Die zahlreichen Tipps für schonende Bewegungen im Alltag. Die Schärfung des Bewusstseins meinem Körper gegenüber. Ich war beeindruckt, auch von der Trainerin, die mir auf Anhieb wahnsinnig sympathisch war. Was alles für Bewegungen mit einem stetig wachsendem Bauchumfang möglich sind, hätte ich ebenso wenig vermutet wie die positive Auswirkung auf mein gesamtes Wohlgefühl und die meines ungeborenen Kindes. Diese Erfahrung wünsche ich jeder Schwangeren, doch wichtig ist es, sich selbst zu öffnen und es einfach zu versuchen.
Mit unglaublich viel Vertrauen in meinen Körper und meine Kraft erwartete ich die Geburt meiner Tochter. Der Tag kam. Alles war ganz anders, als beim ersten Mal. Viel besser. Mein Kopf war frei, keine Gedanken, die mich ablenkten. Ich war vollkommen bei mir. Ich spürte genau, wie stark ich wann pressen musste. Ich nahm die heftigen Wehen-Schmerzen wahr und atmete ganz bewusst dagegen an. Ich fühlte meine Tochter, wie sie mithalf und ich wusste genau: Ich schaffe es diesmal ohne Hilfe. Und genau so war es. Ich hatte spürbar genug Kraft für dieses Wahnsinns-Erlebnis und erlebte auch eine dieser möglichen wundervollen Geburten, unverletzt und überglücklich.
Für mich war klar, das hatte ich dem Yoga Training zu verdanken. Ganzheitlich hat es mich vorbereitet. Zum einen Muskelkraft aufgebaut, aber eben auch sensibilisiert, diese gezielt aktiveren zu können, um nicht in einen Zustand völliger Erschöpfung zu fallen.
Diese Achtsamkeit mir selbst gegenüber versuche ich seitdem zu bewahren. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut, je nachdem wie die äußeren Umstände sind. Aber ich habe es geschafft, Yoga immer wieder in mein Leben zu lassen. Erst in Form von Mama-Baby-Kursen, die ich jeder Mutter ans Herz legen möchte. Schnappt euer Kleines und traut euch. Es ist sensationell, was für euch möglich ist – auch mit Baby.
Und heute bin ich für mich allein beim Yoga und genieße diese intensive Konzentration nur auf mich und meinen Körper. Und verknoten kann ich mich auch immer besser. 😊
Wenn ihr mehr wissen möchtet, schreibt mir gern in den Kommentaren oder als E-Mail.